MAI ... der Monat, wo langsame Streifzüge zusammen mit einer
Katze durch den Garten stattfinden; die Mieze war nötig, um meinen Schritt
zu verlangsamen, damit ich die kleinen Dinge bemerke, die sonst leicht
übersehen werden. Ich finde die Apfelbäume nicht mehr nur in
Blüte, sondern ich entdecke den Blütenkelch: ein fünfzackiger
Stern, unter dem der Samen Frucht hervor bringt, bis jetzt nicht
größer als eine Erbse, zeigt er sich bereits.
Ich denke an die vielen Kreise und Kreisläufe, die es heute in unserem
Leben gibt. Ich denke an Menschen, die längst gestorben sind, für
welche der Kreis die perfekte Form war. Ich denke an die asiatische Mandala
eine kreisförmige Figur als das religiöse Symbol des Universums;
ein keltischer Steinkreis und das alles umschließende Gebet,
während ein Kreis mit dem Finger gezeichnet wird:
Bilde einen Kreis um mich, o Gott
lass die Hoffnung darinnen bleiben,
die Verzweiflung draußen.
Bilde einen Kreis um mich, o Gott
lass Frieden darinnen verweilen,
Verwirrung draußen.
Bilde einen Kreis um mich, o Gott
lass Ruhe sich niedersenken,
Stürme draußen bleiben.
Bilde einen Kreis um mich, o Gott
lass Stärke darinnen bleiben,
lass Schwäche draußen.
O HERR, was du uns mit deinem Wort darlegst, bringt Licht;
Blütenblätter öffnen sich in der Dunkelheit.
Eine Blume von Licht, die klar zu sehen ist in der Abenddämmerung.
Flüchtig wie ein Glühwürmchen, oder beständig wie ein
ferner Stern.
Ein Licht der Hoffnung, das unsere dunklen Gedanken erhellt
Mit dem Samen der Hoffnung,
Ein Samenkorn der Besinnung.
Tief in der Erde ereignet sich der tödliche Kampf.
Die Samenkapsel bricht auseinander: Das Leben hat triumphiert.
So zart die empfindlichen Ranken auch sind,
Sind sie doch stärker als der Tod.
Lebensstark, mächtig, das Dumpfe, das Unbelebte fort zu bewegen.
Zielstrebig in dein Leben hinein, tief verwurzelt
Im Schoß der Erde.
Die erste Geburt.
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